Apple-Chef sieht Meinungsfreiheit im Internet in Gefahr
Tim Cook wünscht sich auch für die USA eine Regelung nach dem Vorbild der europäischen DSGVO.
Apple-Chef Tim Cook zeigt sich besorgt, dass eine
ausufernde Datensammlung in Internet die Meinungsfreiheit
beeinträchtigen könnte. „Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:
Alles, was Menschen sagen oder denken, wird gesendet, analysiert,
gespeichert“, sagte Cook in einem Interview des Magazins „Focus“.
„Würden die Menschen aus Furcht vor Konsequenzen aufhören, ihre
Meinung zu sagen?"
Tim Cook wünscht sich auch für die USA eine Regelung nach dem Vorbild der europäischen DSGVO.
Cook sieht auch eine Gefahr in einem möglichen Missbrauch der Daten.
Länder wie die USA oder Deutschland seien zwar so stark, dass niemand
ihnen von außen existenziellen Schaden zufügen könne. „Was mir Sorgen
bereitet, ist, dass es mit einer Schatztruhe voller Daten möglich
ist, die Menschen auf eine Art und Weise zu manipulieren, dass sie
irgendwann aufeinander losgehen“, sagte der Apple-Chef.
Deutschland braucht eigene Infrastruktur
Der 58-jährige Manager bekräftigte auch seine Bewunderung für die im vergangenen Mai in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung in der Europäischen Union. „Die EU-DSGVO ist ein unglaubliches Fundament, auf das wir alle aufbauen sollten“, sagte er. „Amerika wird ebenfalls eine solche Regulierung bekommen“, zeigte sich Cook überzeugt. Auch in einem anderen Punkt pflichtete er deutschen Politikern bei: „Ich halte die Hoheit über die Infrastruktur des Industriestandorts Deutschland für lebensnotwendig, da darf man keine Risiken eingehen.“ Das gelte auch für die Chip-Produktion.
Cook betont schon seit Jahren, dass Apple die Privat-Sphäre seiner Nutzer schützen wolle und betont den Unterschied zu anderen Tech-Konzernen wie Facebook. Vor einigen Wochen sprach er in Brüssel von einem „daten-industriellen Komplex“ - in offensichtlicher Anlehnung an den Begriff vom militärisch-industriellen Komplex.
Google ist beste Wahl
Das handelte Cook allerdings den Vorwurf der Scheinheiligkeit ein: Schließlich habe er kein Problem damit, von Google Milliarden dafür zu kassieren, dass der Internet-Konzern die voreingestellte Suchmaschine auf Apples Geräten stellt. „Da Google die beste Suchfunktion bietet, ist Google in diesem Feld der beste Partner“, sagte Cook jetzt im „Focus“-Interview. Außerdem betont Apple, dass man etwa im hauseigenen Safari-Browser den Nutzern mehr Kontrolle über das Teilen von Daten gebe.
Schon vor wenigen Wochen hatte der Apple-Chef auch für die USA eine DSGVO nach europäischem Vorbild gefordert. Teltarif hat darüber in einem weiteren Beitrag berichtet.