Ratgeber: Das leisten private Cloud-Dienste
Eine externe Festplatte an einem Fritz!Box-Router
AVM
Cloud-Lösungen gibt es wie Sand am Meer, ob von Microsoft, Google, Apple, Samsung, Amazon, 1&1, Strato oder der Telekom. Wem die teils kostenlosen Offerten nicht genügen, aber keine monatlichen Ausgaben durch Premium-Optionen haben will, dann bietet sich eine eigene Cloud an. In diesem Ratgeber erklären wir die Möglichkeiten einer persönlichen Datenwolke über externe Speichermedien, NAS, dem Dienst ownCloud und dem Kleincomputer Raspberry Pi. Außerdem umschreiben wir die Vor- und Nachteile der privaten Cloud.
Mit dem Router zur Datenwolke
Eine externe Festplatte an einem Fritz!Box-Router
AVM
Da ein Großteil der hierzulande eingesetzten Router aus dem Hause AVM [Link entfernt]
stammen, konzentrieren wir uns bei dieser Anleitung über die Vorgehensweise mit einer Fritz!Box. Je nach Modell hat das Netzwerkgerät rückseitig einen oder mehrere USB-Anschlüsse. Am besten eignet sich eine Fritz!Box mit USB 3.0 und passendem USB-3.0-fähigem Datenstick, beziehungsweise externe Festplatte/SSD. Bei USB 2.0 oder älter kann es zu Problemen durch eine langsame Dateiübertragung kommen.
Sobald Sie den USB-Stick respektive das externe Laufwerk mit dem Router verbunden haben, erfolgt die Eingabe von fritz.box in der Adresszeile des Browsers über ein im selben Netzwerk befindliches Endgerät (PC, Notebook, Smartphone, Tablet). Nach der Anmeldung in der Fritz!Box wird der Menüpunkt Heimnetz und anschließend Speicher (NAS) ausgewählt. Der Status muss auf „aktiv“ geschaltet und der USB-Speicher mit einem Haken versehen sein.
Nun ist bereits ein Zugriff auf den Datenträger über das Heimnetzwerk möglich, aber er soll ja von überall aus zur Verfügung stehen. Hierfür ist ein My-Fritz-Konto erforderlich, das Sie im Router-Menü in der Sparte Internet erstellen können. Zudem wird ein Haken bei Fritz!Box-Internetzugriff gesetzt. Mit der URL myfritz.net ist der Router anschließend von überall aus erreichbar. Jetzt müssen Sie noch Benutzer (Router-Menü: System/neue Fritz!Box-Benutzer) zu ihrer privaten Cloud hinzufügen, ihnen den betreffenden Speicher zuweisen sowie Berechtigungen erteilen.
Unter dem Reiter Internet/Freigaben/Fritz!Box-Dienste ist eine eindeutige Kennung des Netzwerkgeräts eingetragen. Diese Buchstabenkombination geben Sie vor der URL myfritz.net/nas ein, also beispielsweise azxopndln.myfritz.net/nas, und melden sich über ein zuvor angelegtes Fritz!Box-Benutzerkonto an. Mit der Fritz!App für Android und iOS kann die Datenwolke vom Handy aus angesteuert werden.
NAS als persönlicher Datei-Butler
Ein NAS von Bufallo
Amazon / Bufallo
Network Attached Storage, kurz NAS, sind Dateiserver mit variablem Speicherplatz, die sich relativ unkompliziert ins Heimnetzwerk einbinden und sich von unterwegs aus nutzen lassen. Schon ab circa 120 Euro (Stand Mai 2019) sind NAS mit 2 Terabyte Datenplatz zu haben. Etwa das Seagate Central oder die Bufallo LinkStation 210. Nach oben hin ist in puncto Speicherkapazität kaum ein Ende in Sicht. So gibt es Produkte von Synology oder QNAP, die mit bis zu 128 Terabyte ausgestattet sind. Diese schlagen dann aber mit mehreren Tausend Euro zu Buche und richten sich vornehmlich an Unternehmen.
Für den Heimgebrauch reicht eine günstige Lösung für die Foto-, Video-, und Musiksammlung aus. Das NAS wird ähnlich der Fritz!Box über ein Web-Interface konfiguriert. Details hierzu finden Sie in der Anleitung des Herstellers. Achten Sie darauf, dass das Netzwerkgerät den DynDNS-Dienst besitzt, damit es sich über das Internet verbinden kann. In der Produktbeschreibung wird darauf meist in Form von „Internet-Zugriff“ oder „Web-Zugriff“ hingewiesen.
ownCloud – der Rechner wird zur Datenwolke
So sieht ownCloud in Aktion aus
ownCloud
Primär ist die Open-Source-Plattform für Business-Zwecke und für Rechenzentren gedacht, sie lässt sich aber auch mit einem regulären Privatcomputer verwenden. Den Einstieg in die Welt dieser quelloffenen Software erleichtert eine große, aktive Community. Dennoch richtet sich ownCloud in erster Linie an Profis, die mit dem Linux-Betriebssystem und dem Einrichten eines eigenen Webservers vertraut sind. Das Virtual Image beinhaltet unter anderem X Server, Apache2, PHP und MySQL.
Als Clients können sowohl Computer mit Windows, Linux oder macOS als auch Mobilgeräte mit Android und iOS verwendet werden. Alternativ kann die Einrichtung durch einen ownCloud-Hosting-Partner erfolgen.
Nur eine einfache Wolke – Cloud trifft Raspberry Pi
„Just a simple cloud“ nennt das Entwicklerstudio Flache Limited seine Software-Lösung für den populären Einplatinencomputer. DynDNS für den Fernzugriff, ein flexibles Rechte-Management sowie eine verschlüsselte Übertragung via AES-256 sind Teil der Offerte. Es lassen sich Lizenzen für die persönliche und die geschäftliche Nutzung erstehen.
Einen kostenlosen Probemonat für Privatanwender gewährt einen Eindruck ohne Risiko. Neben monatlichen Gebühren lässt sich Just a simple cloud auch dauerhaft für einmalig 79 Euro kaufen. Der Anbieter veräußert den passenden Raspberry Pi (auf Wunsch vorkonfiguriert) für 89 Euro samt 32-GB-SD-Karte oder für 99 Euro mit 128-GB-SD-Karte. Wer nicht auf den Kleincomputer setzen möchte, wählt stattdessen die Windows-Variante von Just a simple cloud. Eine Android-App gibt es ebenfalls, durch die Sie vom Smartphone aus auf die Datenwolke zugreifen können.
Vor- und Nachteile der privaten Cloud
Just a simple Cloud auf einem Raspberry Pi
Flache Limited
Eigene Dateien auf eigener Hardware lokal zu lagern hört sich zunächst hinsichtlich der Privatsphäre vorteilhaft an. Aber nur wenn die Software des Routers, sofern der Datenspeicher mit diesem verwendet wird, aktuell ist, werden Attacken von außen bestmöglich abgehalten. Auch beim NAS gilt – eine veraltete Firmware ist für Hacker einladend. ownCloud lässt sich hingegen von externen Anbietern warten und Just a simple cloud bietet ebenfalls erweiterte Sicherheitsfunktionen.
Wir raten jedoch in jedem Fall dazu, keine sensiblen Daten wie Bank- oder Kreditkartendaten auf der persönlichen Wolke zu sichern. Des Weiteren ist ein vernetzter, lokaler Datenträger auch meist stärker Umwelteinflüssen ausgesetzt oder kann im schlimmsten Fall gestohlen werden. Die Rechenzentren professioneller Cloud-Dienste sind besser abgesichert, weshalb sich der etwaige finanzielle Mehraufwand lohnen könnte.