Studie

IPTV und Mobile TV müssen echten Mehrwert bieten

Ericsson befragte Experten zu den Marktchancen von IPTV und Mobile TV
Von Marie-Anne Winter

Der Technologie-Konzern Ericsson hat auf der CeBIT eine weitere Studie vorgestellt, die untersucht, wie sich multimediale Trends auf den TV-Markt auswirken werden. Für die Studie wurden 49 Experten in elf Ländern interviewt. Die Kernfragen waren mit welchen neuen Möglichkeiten und Geschäftsmodellen man IPTV-, WebTV- und Mobile-TV-Lösungen zum Durchbruch verhelfen könnte und mit welchen Problemen sich Unternehmen in diesem Markt derzeit noch konfrontiert sehen.

Der TV-Branche stehen in den nächsten Jahren gravierende Veränderungen bevor. Das liegt nicht nur daran, dass sich mit Mobile TV und IPTV neue Verbreitungskanäle fürs Fernsehangebot etablieren werden. Zugleich eröffnen sich mit den neuen Technologien auch neue Möglichkeiten: Die Fernsehnutzung wird persönlich und interaktiv, feste Programmschemata lösen sich immer mehr auf. Und neue multimediale Dienste sorgen zudem dafür, dass die bislang getrennten Unterhaltungs- und Kommunikationsdienste zunehmend verschmelzen.

Inaktiv statt interaktiv

Aber noch ist nicht wirklich klar, auf welche Weise sich in diesem neuen Markt profitable Geschäftsmodelle realisieren lassen und welche Hindernisse es noch aus dem Weg zu räumen sind. Bei einem Großteil der Bevölkerung weltweit nimmt Fernsehen bei den täglichen Freizeitaktivitäten eine wichtige Rolle ein. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern. So etwa schauen Schweizer fast zwei Stunden pro Tag weniger fern als der Durchschnittsamerikaner, der auf über 5 Stunden kommt (Stand 2006). Der TV-Konsum findet vorzugsweise abends statt, wobei das Medium eher passiv (bequem auf dem Sofa sitzend) genutzt wird.

Neben dem klassischen Fernsehkonsumenten sehen die Teilnehmer der Befragung vor allem jüngere und technikaffine Nutzer als viel versprechende Zielgruppen für IPTV. Ihnen ist sei die Unabhängigkeit vom vorgegebenen Programmschema wichtig, daher interessieren sie sich zum Beispiel für Video on Demand, zeitversetztes Fernsehen oder Nischenangebote. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Mobile TV: Auch hier sehen die Anbieter in jüngeren Nutzern, die keine Scheu vor Technik haben, eine viel versprechende Zielgruppe. Hinzu kommen hier Business-User und alle Menschen mit einem eher mobilen Lebensstil.

Zielgruppe: Mobile und aktive junge Männer

Die Studie konzentrierte sich auf den europäischen Markt, der Untersuchungsschwerpunkt lag in Deutschland. Die Einschätzung der befragten Fachleute deckt sich laut Ericsson weitgehend mit Marktforschungsdaten: Mit 88 Prozent ist der weitaus größte Teil der Nutzer, die bereits Erfahrungen mit Mobile TV gesammelt haben, männlich, rund ein Drittel davon gehört der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren an. Bei den weitaus am häufigsten genutzten Inhalten handelt es sich um Nachrichtenangebote gefolgt von Sportprogrammen.

Insgesamt erwarten die von Ericsson befragten Fachleute, dass die Akzeptanz der neuen TV-Verbreitungskanäle im Laufe der nächsten Jahre deutlich zunehmen wird. Gefragt nach besonders wichtigen Faktoren, von denen der Erfolg der neuen TV-Angebote abhängt, werden vor allem Komfort und Nutzerfreundlichkeit der Angebote, angemessene und transparente Preisgestaltung, eine hohe Übertragungsqualität und beim Mobile TV auch die Verfügbarkeit geeigneter Endgräte genannt. Mit Priorität wollen die marktaktiven Unternehmen auf alle Fälle drei Bereiche behandelt sehen: Die Verbesserung des Nutzererlebnisses bei neuen TV-Angeboten, das Schaffen einheitlicher technischer Standards und die Konvergenz der verschiedenen Zugangstechnologien.

Um mehr Nutzer erfolgreich zur Nutzung neuer TV-Angeboten bewegen zu können, fehlt es, so fassen es viele der befragten Experten zusammen, noch an interessanten Inhalten und neuen Mehrwert bringenden Anwendungen. Auch mehr Interaktivität wurde als möglicher Erfolgsfaktor genannt. Die Teilnehmer der Befragung gehen nicht von einer schnellen Revolution im TV-Sektor aus und erwarten dementsprechend auch keine schnellen Gewinne. Doch sie stimmen darin überein, dass der neue TV-Markt das Potenzial besitzt, um erfolgreiche Geschäftsmodelle zu realisieren.