Frequenzwechsel?

RegTP will E-Netze im 900 MHz-Band ansiedeln

Frequenzen sollen unter den vier bestehenden Netzbetreibern verteilt werden

Als der digitale GSM-Mobilfunk im Jahre 1992 in Deutschland anfing, war die mobile Welt noch in Ordnung. Die "D-Netze" funkten brav im 900 MHz Bereich und die ab 1994 bzw. 1998 startenden E-Netze bei 1800 MHz.

Doch statt der anfangs zwei bis zehn Millionen geschätzten Kunden wurden es auf einmal wesentlich mehr Nutzer: Die Frequenzen wurden knapp. Also vergab die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) auf Wunsch von T-Mobile (D1) und Mannesmann (D2), später Vodafone, auch 1800 MHz-Frequenzen an die Inhaber der D-Netze.

E-Plus und o2 sollen ins D-Netz umziehen

Gemäß einer aktuellen Anfrage der RegTP an die beteiligten Unternehmen und weitere Interessierte plant die Behörde weitere Frequenzen im sogenannten E-GSM-Band freizugeben, das genau "unterhalb" der heutigen D-Netz-Frequenzen liegt. Zur Verfügung stehen die Frequenzbänder von 880-890 und 925-935 MHz, die bisher entweder militärisch genutzt oder einer raffinierten und störungsfreien Variante des CB-Funks zur Verfügung standen, dies jedoch nicht in Deutschland.

Noch ist nichts entschieden, wie beschrieben fragt die Regulierungsbehörde in ihrem Amtsblatt (Nr. 8/2005) ab, wie die interessierten Kreise dazu stehen. Fest steht wohl, daß die neuen Frequenzenvergaben bis zum 31. Dezember 2016 gültig sein sollen. Die GSM-Netzbetreiber, deren Lizenzen schon vorher ablaufen würden (z. B. T-Mobile oder Vodafone), sollen ebenfalls eine Verlängerung bis zum Jahresende 2016 gewährt bekommen. Damit herrscht regulatorisch Planungssicherheit und "Waffengleichheit".

Nach den Vorstellungen der Bonner Regulierer sollen die E-Netze nun in die E-GSM-Bänder "teilmigriert" werden. Die neuen Frequenzen sollen in Teilmengen von jeweils 5 MHz vergeben werden, was bedeutet, daß exakt zwei Netzbetreiber (nämlich E-Plus und o2 Germany) diese Frequenzen bekommen könnten, was diese in der Vergangenheit - von der Öffentlichkeit allerdings kaum bemerkt - wohl gefordert hatten. Dafür müssen sie dann Teile des 1800 MHz-Bandes räumen. Diese stünden dann einer späteren UMTS-Erweiterung zur Verfügung.

Konsequenzen der Frequenzverlagerung

Ein Frequenzwechsel würde bedeuten, daß die E-Netze zu bezahlbareren Preisen als heute in der Fläche ausbauen könnten und das Argument der besseren Netzversorgung in geschlossenen Räumen bei den D-Netzen langfristig wegfiele. E-Plus-Kunden der allerersten Stunde mit einem Singleband-Gerät für das 1800 MHz-Band müßten sich dann ein neues Handy leisten, sofern ihr allererstes Modell bis dahin noch durchhält.

Doch inzwischen könnten sich die Zeiten geändert haben. Insider spekulieren, ob z. B. o2-Germany seinen eigenen GSM-Netzausbau überhaupt weiter fortsetzt oder sich lieber auf das bestehende Roaming-Abkommen mit T-Mobile stützt. E-Plus hat in der letzen Zeit viel Geld in seinen dringend notwendigen Netzausbau gesteckt. Branchenkenner rätseln, ob der Ausbau in von E-Plus bislang nicht erschlossenen Regionen weitergeht oder ob eher bestehende Gebiete verdichtet werden sollen, da viele Nutzer immer wieder die mangelnde "Inhouse"-Versorgung bei E-Plus kritisieren.

Entwicklungen bei UMTS und frequenzplanerische Zukunftsmusik

Auch hinsichtlich UMTS tut sich bei der Behörde einiges. Nachdem die Mobilcom-Multimedia ihre UMTS-Lizenz offiziell zurückgegeben und der Anbieter Quam, ein Joint Venture der ehemaligen rein-finnischen Sonera und der spanischen Telefonica, seinen Betrieb längst eingestellt hat, können diese Frequenzen nach einem "unstreitigen Abschluß" des derzeit laufenden Verwaltungsverfahrens neu vergeben werden, etwa an einen neuen Bewerber. Darüberhinaus wurde der Bereich zwischen 2,5 und 2,69 GHz für UMTS-Erweiterungen vorgesehen, falls die vorhandenen Frequenzen den heutigen Netzbetreiber nicht ausreichen sollten.

Technikfans wird interessieren, daß die UMTS-Erweiterung zwischen 2500 und 2570 MHz Mobilstationen in FDD (Frequenz-Diversity-Duplex), jene zwischen 2620 und 2690 MHz Basisstationen in FDD und zwischen 2570 und 2620 MHz sowohl Mobil- als auch Basisstationen im TDD (Time Division Duplex) vorsieht. Jeder Frequenzblock ist 5 MHz breit. Bis das soweit ist, wird es noch eine Weile dauern. Die RegTP peilt für die UMTS-Erweiterung den 1. Januar 2008 an. Ob bis dahin auch die TDD-Technik genutzt wird, ist noch nicht sicher.

Auf den Schreibtischen der Frequenzplaner wird auch darüber nachgedacht, weiteren neuen Markteilnehmern Frequenzen zur Verfügung zustellen. Dabei müssen Frequenzplaner schon hellsehrische Fähigkeiten haben, denn ihre Entscheidungen wirken oft erst in zehn bis zwanzig Jahren. So wurden die Grundlagen der heute genutzen GSM-Frequenzen schon ab 1975 gelegt, digital mobil telefoniert wurde bekanntlich erst ab 1991/1992.