Instant Messenger: Das XMPP/Jabber-Protokoll
XMPP
Logo: Internet Engineering Task Force, Foto/Montage: teltarif.de
Wir haben Ihnen im Bereich der Instant Messenger bereits Lösungen
für klassische PCs und tragbare Rechner sowie für Smartphones
und Tablets gezeigt - nun wollen wir uns einer grundlegenden Frage in Bezug auf Instant Messenger widmen:
Wir zeigen Ihnen nämlich, wie die Problematik der unterschiedlichen Protokolle
theoretisch aufgelöst werden könnte - und warum die Anbieter dies praktisch nicht umsetzen werden.
Um die proprietäre Protokoll-Problematik zu überwinden, gäbe es nämlich die Möglichkeit, auf offene Standards zu setzen. Als bekanntes Protokoll böte sich hier XMPP (Extensible Messaging and Presence Protocol), früher Jabber-Protokoll, an. Bisher setzte von den großen Anbietern allerdings nur Google auf diese Lösung, hat aber 2013 die XMPP-Unterstützung eingestellt.
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Denn für Instant-Messaging-Anbieter ergibt sich hier eine ähnliche Problematik wie bei den Multi-Messengern: Bei Nutzung eines offenen Standards geben sie die Bindung des Nutzers an den Original-Client auf - und entsprechend verlieren sie die Kontrolle über die Werbe-Einnahmen. Zudem preisen Instant-Messaging-Anbieter die Proprietät ihrer Protokolle gerade als Sicherheitsfeature an, da eben die Details des Protokolls nicht allgemein bekannt sind.
Somit bleibt die XMPP-Lösung eine Nische, die vor allem von Computer-affinen Nutzern verwendet wird. Zur Nutzung von XMPP benötigt der Anwender eine XMPP-fähige Software, die Kontakt mit einem beliebigen XMPP-Server aufnimmt. Dieser kann dann, falls passende Transport-Plugins installiert sind, auch Kontakt mit anderen Netzwerken wie ICQ, AIM (2017 eingestellt, seit 2019 unter dem neuen Namen Phoenix AIM wieder nutzbar) etc. aufnehmen und ermöglicht den Chat-Austausch. Der Nutzer muss also seinen heimischen Instant Messenger nicht selber aufrüsten. Allerdings bieten in der Praxis nur wenige XMPP-Server-Betreiber dieses Feature an.
Zensur und Überwachung sorgen für Alternativen
Durch die immer weiter fortschreitende Zensur und (geplante, allerdings schon sehr weit vorangeschrittene) Totalüberwachung gibt es verstärkt Nachfrage nach alternativen, auf Sicherheit und Privatsphäre ausgerichteten Messengern. Diese Nachfrage hat zuletzt die Anzahl der verfügbaren alternativen Messengern ansteigen lassen. Das beste derzeitige Beispiel liefert Telegram, dessen Nutzerzahlen nach politisch motivierter Zensur und Sperrung unzähliger Nutzer durch Twitter, YouTube u. a. explodierten. Anzumerken ist hier jedoch, dass auch Telegram in manchen Ländern mittlerweile Kanäle sperrt und zensiert.
Je mehr sich alternative Messenger-Dienste etablieren, desto größer wird logischerweise auch die Anzahl verschiedenster Messenger-Apps, die der Benutzer auf seinem Handy und/oder Computer hat. Da sich nicht jeder (potenzielle) Chatpartner jede erdenkliche Messenger-App installieren will, bekommt die Idee eines Plattform- und App-übergreifenden Kommunikations-Protokolls neuen Antrieb.
Allerdings gibt es schon jetzt einige bekannte XMPP-basierte Messenger wie WhatsApp, Zoom, Grindr, Kontalk oder Jitsi. Auch für IoT-Anwendungen ist die Benutzung von XMPP interessant, da viele Geräte ständig miteinander kommunizieren müssen. Beispiele für die Benutzung von XMPP in diesem Bereich sind Google Cloud Print, Firebase Cloud Messaging, Logitech Harmony Hub und die GitHub Paketquelle. Auch Online-Gaming greift zunehmend auf XMPP zurück, wie Nintendo Switch, EVE Online, Fortnite, Neverwinter, Origin, Star Trek Online, Champions Online und League of Legends. Im Bereich Social Media wird XMPP für die Push-Funktion genutzt, beispielsweise von Google, Apple und Catapush und es gibt weitere Einsatzgebiete wie Buddycloud, Movim und Salut à Toi. Zuletzt ist auch die Benutzung von XMPP durch WebRTC-Projekte zu nennen.
Wie man sieht, ist XMPP mittlerweile doch sehr weit verbreitet, wenn auch teilweise nur als Basis für jeweils eigene Software-Lösungen oder als Protokoll im Hintergrund. Die Chance, dass jemand, der sich oft im Internet bewegt, (unbemerkt) mit XMPP in Berührung kommt, ist also sehr hoch. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Messenger-Lösungen, die direkt auf XMPP basieren. Eine Liste von Programmen ist hier zu finden.
Eine wirklich Provider-übergreifende Messenger-Alternative etabliert sich inzwischen auch in Deutschland: Dabei handelt es sich um den RCS-Standard der GSMA.

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