FTTH-Rollout: Die Tücken der Praxis
Die Botschaft war eindeutig: Heute schon an morgen denken, will meinen: Wer heute seine Netze bzw. deren Kapazitäten großzügig plant, erspart sich morgen die Überbaukosten. „Wir werden eine unglaubliche Menge an Glasfaser brauchen, die wir heute noch gar nicht abschätzen können“, sagte Hansjörg Pätz, CEO von GP-Projekte, auf der ANGA COM in Köln, der das Panel „Smarter FTTH-Rollout - Die Zukunft des effizienten FTTH Ausbaus“ moderierte.
Oliver Schwab, Managing Director bei Dura-Line, riet dazu, jetzt mehr Kapazitäten einzuplanen, um später den Mehraufwand und die Kosten für einen Überbau zu vermeiden
Foto: MH Media
Hier betonte Oliver Schwab, Managing Director bei Dura-Line, bereits heute an den 5G-Ausbau zu denken und entsprechende Kapazitäten im Rohrsystem des Glasfasernetzes mit einzuplanen. „Durch zusätzliche Kapazitäten ergeben sich unter Umständen auch neue Geschäftsfelder etwa durch die Vermietung von Dark Fiber“, erklärte Schwab. Auf diese Weise erspare man sich den Zeitaufwand und die Kosten, wenn das Netz später erweitert werden müsse.
Arbeitsschritte mit vorkonfektionierten Kabel reduzieren
Oliver Schwab, Managing Director bei Dura-Line, riet dazu, jetzt mehr Kapazitäten einzuplanen, um später den Mehraufwand und die Kosten für einen Überbau zu vermeiden
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Um die Reduzierung von Zeit und Kosten ging es auch Ralf Pütz. Der Chief Strategy Officer von Hexatronic verdeutlichte die Herausforderungen des FTTH-Rollouts auf der Netzebene 4, also in Gebäude und Gewerbegebieten. „Anstelle mehrerer Übergabepunkte sollte man einen Netzwerkraum für alle Gebäude errichten“, sagte Pütz. In diesem Point of Presence (PoP) ende auch die aktive Technik, sodass auch die Abrechnung der anfallenden Stromkosten einfacher ausfalle, als wenn aktive Technik in den Häusern verbaut werden würde. „Die Stromkosten einfach auf alle Mieter umzulegen, ist rechtlich nicht machbar“, erklärte Pütz.
Um die Arbeitsschritte beim Glasfaserverlegen auf der NE4 zu reduzieren, arbeitet Hexatronic mit vorkonfektionierten Kabeln. Die seien zwar teurer, aber die Zeitersparnis liege laut Pütz zwischen 30 und 50 Prozent. Weitere Einsparungen ergeben sich durch die Verwendung von Nano- statt Mikroröhrchen. Letztere benötigen Kernbohrungen in den Gebäuden, die bei Mietern alles andere als beliebt sind. Im Vergleich zu Mikroröhren sind Nanoröhrchen im Querschnitt um 40 Prozent kleiner. Die Kernbohrung entfällt. „Wir haben in einer Fallstudie ermittelt, dass wir pro Wohneinheit 87,50 Euro einsparen“, sagte Pütz auf der ANGA COM.
Ralf Pütz, Chief Strategy Officer von Hexatronic, stellte auf der ANGA COM vor, wie sich Zeitaufwand und Kosten beim Glasfaserverlegen auf der Netzebene 4 reduzieren lassen
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Veraltete und unklare Vorschriften
Das große Manko ist jedoch der Fachkräftemangel, der auch dadurch verursacht wird, dass es keine passende Ausbildung für die Tätigkeiten im Glasfaserausbau gibt. „Mit einem Breitbandmessgerät erhalte ich nur eine summierte Pegelangabe, wenn zwei Wellenlängen genutzt werden“, sagte Niki Kirschenmann, Product Line Manager - Optical Handheld Testers bei VIAVI Solution. Das nützt jedoch wenig, wenn etwa die Pegel für GPON- und XGS-PON-Leitungen gemessen werden müssen. VIAVI bietet hierfür Messgeräte an, die mit der PON-ID arbeiten, durch die der Techniker auch leichter falsch dokumentierte Ports identifizieren kann.
Hinzu kommt, dass auch Vorschriften, etwa in Bezug auf den Brandschutz, überarbeitet werden müssten. So existieren zwar separate Vorgaben für Kabel und Rohre, aber was gilt, wenn das Kabel im Rohr liegt, ist nicht eindeutig festgehalten. Zudem müssten Glasfaserleitungen laut VDE-Norm auch geerdet werden, was mehr als deutlich macht, dass die Vorschriften nicht mehr den Anforderungen der Praxis entsprechen. Und natürlich entwickelt sich auch die Technik weiter. „In Zukunft kommt auch so etwas wie Wellenlängen-Multiplex hinzu“, nannte Moderator Pätz nur ein Beispiel. Da wäre es schon wichtig, ausgebildete Fachkräfte zu haben, die damit umgehen können.
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