10 Jahre DAB+: Bund und Länder sehen noch viel Potenzial
Bund und Länder sowie beteiligte Programmanbieter ziehen eine positive Bilanz der ersten zehn Jahre des digitalen Radiostandards DAB+ in Deutschland. Der digital-terrestrische Nachfolger von UKW startete bundesweit offiziell am 1. August 2011 mit Programmen von Deutschlandradio sowie privaten Anbietern.
Die erste nationale Programmplattform wird seit Oktober letzten Jahres durch eine zweite rein private ergänzt. Insgesamt sind bis zu 29 Programme in weiten Teilen Deutschland verfügbar, regional unterschiedlich senden rund 270 Angebote auf DAB+.
Staatsministerin Bär fordert mehr Mut
DAB+ sorgt auch für die Übertragung von Bildern und Slideshows auf dem Display
Foto: Pure
"Wir können zum 10-jährigem Jubiläum erfreut feststellen: DAB+ ist im Markt angekommen und auch nicht mehr wegzudenken", sagt die rheinland-pfälzische Staatssekretärin für Medien und Digitales und Koordinatorin der Rundfunkkommission der Länder, Heike Raab. "Meine Vision ist: Empfangbarkeit von DAB+ für alle ermöglichen und gleichzeitig einen allgemein akzeptierten Übergang von UKW zu DAB+ für die Veranstalter zu schaffen".
Ein Aspekt sei hier der Umgang mit frei werdenden UKW-Frequenzen. "Bund und Länder haben sich mit der Vorstellung des Aktionsplans zur weiteren Entwicklung von DAB+ in Deutschland durch das Digitalradio Board 2017 für den Erfolg des Radiostandards eingesetzt. Nun müssen auch die weiteren Schritte des Aktionsplans gegangen werden."
Die Digital-Staatsministerin im Bundeskanzleramt Dorothee Bär sieht die nationalen Vermarktungschancen auch beim Privatradio: "Der Bund kann im Rahmen seiner Verantwortung für die Frequenzpolitik unterstützen und die Akteure von Bund, Ländern und Medien zusammenbringen. Von allen Akteuren würde ich mir noch mehr Mut und vor allem mehr Optimismus in Bezug auf die Programme beziehungsweise die Marktchancen wünschen."
Schaffung nationalen Radiomarkts mit Millionenreichweite
Der Intendant des Deutschlandradio, Stefan Raue, sieht die größte Herausforderung bei der Komplexität des dualen Rundfunk-Ökosystems. Um sie zu meistern, müssten alle Beteiligte an einem Strang ziehen. "Ich würde mir wünschen, dass die Dynamik, mit der sich DAB+ inzwischen überregional entwickelt, auch in jenen Ländern greift, die bisher Nachholbedarf hatten. Blickt man auf die Gesamtkosten, ist DAB+-Radio das wirtschaftlichere Radio im Vergleich zu, sagen wir, UKW. Die Politik ist für Weichenstellungen zuständig – sie muss Voraussetzungen schaffen, die allen Beteiligten Planungssicherheit und Handlungsspielräume ermöglicht, zum Beispiel bei Fragen nach einer Infrastrukturförderung oder dem Umgang mit ungenutzten UKW-Frequenzen."
Erwin Linnenbach, ehemals Regiocast GmbH und inzwischen Geschäftsführer der Teutocast GmbH, heute mit den Marken Sportradio, dpd Driver's Radio und Femotion zum Sendestart 2011: "Es ging um nichts Geringeres als die Schaffung eines nationalen Radiomarktes mit Millionenreichweite innerhalb der größten Volkswirtschaft in Europa und damit um einen enormen Bedeutungsgewinn für die gesamte Gattung Radio – sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft sowie insbesondere gegenüber der Werbewirtschaft."
Rainer Poelmann, heute Geschäftsführer der Regiocast GmbH mit den Marken sunshine live und Radio Bob!: "Nahezu jedes Unternehmen im deutschen Radiomarkt beschäftigt sich mit der Verbreitung seiner bestehenden oder neuen Programme über DAB+. Wir fokussieren auf eine Audio-Plattformstrategie, innerhalb derer DAB+ eine sehr wichtige Rolle spielt. Der Erfolg der beiden Programme sunshine live und Radio BOB! bestätigt uns in dieser Strategie und hat schlussendlich auch dazu geführt, sogar ein drittes Angebot mit 80s80s Radio Ende letzten Jahres zu launchen."
Willi Schreiner, Geschäftsführer der Neuen Welle GmbH/Absolut Radio betont, man könne sich "glücklich schätzen, dass wir nicht von großen internationalen Internetkonzernen abhängig sind, sondern eigene Vertriebs- und Verbreitungswege bei Radio nutzen können, die übrigens immer noch günstiger sind als die Verbreitung via schnelles drahtloses Internet. Audio hat - unterstützt durch zusätzliche Informationen im Internet - eine enorme Chance."
Gütesiegel als Garant für Erfolg
Maßgeblichen Anteil am Erfolg von DAB+ habe nach Ansicht des Vereins Digitalradio Deutschland die Entwicklung von einem rein technischen Standard zu einem radiophonen Gütesiegel. Die Einführung der DAB+-Markenführung 2017 durch die ARD mit dem stilisierten Radio als einfach und intuitiv wiederzuerkennenden Markenkern erhöhte erst in Europa, später auch weltweit die Sichtbarkeit von DAB+.
Dieser erfolgreichen Visualisierung sei es zu verdanken, dass die Marke DAB+ global mit Qualität und Vielfalt assoziiert wird. Mehrmals im Jahr setzen die Mitglieder des Vereins in Aktionszeiträumen mit ihrer gemeinsamen Kampagne ein Signal für den digital-terrestrischen Radiostandard. Für die zweite Kampagnenwelle zum Weihnachtsgeschäft zwischen dem 22. November und 5. Dezember seien weitere, breit angelegte Aktivitäten vorgesehen.
Der NDR baut unterdessen das Sendernetz aus und ist über DAB+ künftig auch im Westharz zu hören.